Unfälle beim Aussteigen aus Feuerwehrfahrzeugen: S-R-S, die verhängnisvolle Formel …

12.02.2024

Die Statistiken der Feuerwehr-Unfallkassen zeigen: Unfälle in Folge von Stürzen, Rutschen oder Stolpern (sogenannte SRS-Unfälle) ereignen sich nahezu im gesamten Feuerwehrdienst, sei es bei Übungen, Einsätzen, sportlichen Veranstaltungen oder im Zeltlager der Jugendfeuerwehr. Umso wichtiger ist es, die vorhandenen Gefährdungen, die zu solchen Unfällen führen, frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen, um solche Unfälle zu vermeiden oder zumindest die damit einhergehenden Unfallfolgen zu vermindern.

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Bild: Martin Schulze

Die Statistiken der Feuerwehr-Unfallkassen zeigen: Unfälle in Folge von Stürzen, Rutschen oder Stolpern (sogenannte SRS-Unfälle) ereignen sich nahezu im gesamten Feuerwehrdienst, sei es bei Übungen, Einsätzen, sportlichen Veranstaltungen oder im Zeltlager der Jugendfeuerwehr. 

So vielfältig wie die Ursachen sind auch die Verletzungen, welche dadurch entstehen. Teilweise sind bei den Feuerwehr-Unfallkassen jährlich über 40 Prozent der anerkannten Unfälle auf Stolper-, Rutsch- und Sturzereignisse zurückzuführen. Diese Unfallart verursacht dabei immense Unfallkosten, die bis zu 60 % der gesamten finanziellen Aufwendungen für Unfälle ausmachen. Neben Primärverletzungen des Muskel-, Band- und Skelettapparats v.a. im Fuß-, Knie- und Beinbereich kommen häufig noch Sekundärverletzungen vor, welche sich z.B. in Schürfwunden und Prellungen widerspiegeln, aber auch in Brüchen von Handgelenken und Armen. 

Damit stehen die SRS-Unfälle an erster Stelle in der Unfallstatistik bei den Feuerwehr-Unfallkassen. Umso wichtiger ist es, die vorhandenen Gefährdungen, die zu solchen Unfällen führen, frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen, um solche Unfälle zu vermeiden oder zumindest die damit einhergehenden Unfallfolgen zu vermindern. 

Ein- und Austeigen Dauerbrenner im Unfallgeschehen
Eine häufige Ursache ist das falsche Einund vor allem Aussteigen aus dem Feuerwehrfahrzeug. Speziell in Stresssituationen bei Einsätzen kommt es häufig dazu, dass die Feuerwehrangehörigen vorwärts aus dem Fahrzeug aussteigen oder herausspringen. Dabei kann es besonders bei Atemschutzgerätetragenden mit angelegtem Pressluftatmer, bedingt durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit und das zusätzliche Gewicht der Ausrüstung, zu einem gefährlichen Abrutschen von den Trittstufen kommen. Je nach Höhe des Ausstiegs am Fahrzeug kann so eine Fallhöhe von über einem Meter entstehen. Selbst wenn hierbei „nur“ eine Prellung oder Zerrung entsteht, so ist der Einsatz durch die gestürzte Person nur noch unter Schmerzen oder im schlimmsten Fall gar nicht mehr ableistbar. 

Begünstigend wirken hierbei, vor allem bei älteren Fahrzeugen, das Fehlen geeigneter Haltemöglichkeiten. Weitere unfallbegünstigende Faktoren sind schlechte Sicht, Dunkelheit, Glätte und Unebenheiten am Boden durch zugewachsene Erdlöcher, Bordsteinkanten und ähnliche Gegebenheiten. 

Vielfaches an Körpergewicht wirkt auf Knochen und Gelenke
Aber selbst bei „optimalen“ Bedingungen ist ein Auf- und vor allem Abspringen in jedem Fall zu unterlassen. Gerade beim Herausspringen mit PSA und Atemschutzgerät wirkt beim Aufkommen auf den Boden ein Vielfaches des Körpergewichtes auf die Knochen, Gelenke, Sehnen und Bänder. Akute Verletzungen, aber auch eine langfristige Schädigung des Bewegungsapparats, sind so vorprogrammiert. 

Auch wenn bei Einsätzen Eile geboten ist, die eigene Gesundheit geht stets vor. Nur wer unverletzt bleibt, kann am Einsatz teilnehmen und anderen helfen. 

Die Lösung zur Minimierung des Risikos von Verletzungen liegt hierbei im richtigen Auf- und Absitzen an den Fahrzeugen. Es ist immer rückwärts unter Zuhilfenahme der vorhandenen Trittstufen und Haltegriffe sowie unter Nutzung des sogenannten Drei-Punkte-Halts vom Fahrzeug abzusteigen. Das bedeutet, dass beide Hände je einen Haltegriff oder eine Haltestange erfassen und ein Fuß auf einer Trittfläche bzw. dem Boden sicheren Auftritt haben müssen oder umgekehrt, beide Füße haben einen sicheren Auftritt und eine Hand fasst an einen Griff.

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Bild: FUK Mitte / Neumeister Werbeagentur

Auch sollte das Fahrzeug möglichst auf ebenen Flächen und unter Berücksichtigung eines Abstandes zu Bordsteinkanten oder Straßengräben abgestellt werden. Zusätzlich sollte bei Dunkelheit der Bereich vor den Türen vor dem Absitzen ausgeleuchtet und, sofern vorhanden, die Umfeldbeleuchtung eingeschaltet werden. Zur Erinnerung sollte die Führungskraft zur Abwechslung nicht „Absitzen“, sondern „Rückwärts Absitzen“ anordnen. 

Das richtige Absitzen von den Fahrzeugen sollte auch immer Bestandteil von Übungen sein, so dass sich die Feuerwehrangehörigen die richtigen Verhaltensweisen aneignen, um sich im Ernstfall nicht selbst zu verletzen. 

Die HFUK Nord, FUK Mitte sowie FUK Brandenburg haben diese Problematik erkannt und eine Präventionskampagne zu diesem Thema im Jahr 2020 ins Leben gerufen. Mit dem Motto „Vorwärts nimmer! Rückwärts immer!“ wurde ein kurzer Videoclip gedreht, welcher anschaulich und mit einem Augenzwinkern genau darauf aufmerksam macht und aufzeigt, wie einfach Unfallverhütung sein kann. Zusätzlich wurde ein Sticker zur Anbringung an die Fahrzeugtüren entworfen, welcher an den Drei-Punkte-Halt erinnert. 

Hier gelangen Sie auf die Themenseite „Richtig Absitzen“, auf der auch der Videoclip als Download zu finden ist. 

Weitere nützliche Informationen SRS-Unfällen im Feuerwehrdienst sind auch in dem entsprechenden „Stichpunkt Sicherheit“ zu finden.

Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord (HFUK Nord)

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