Feuerwehren als Vorbilder: Engagement und Kreativität im Dienstsport - Beispiele guter Praxis

26.09.2022

Viele Feuerwehren betreiben regelmäßig Dienstsport, sind körperlich aktiv und halten sich somit fit für Dienst und Übungen. Doch in manchen Wehren fehlt es an Ressourcen wie beispielsweise einer ausgebildeten Fachkraft oder einer geeigneten Trainingsstätte. Die Corona-Pandemie hat diese negativen Umstände in den vergangenen zwei Jahren eher noch beschleunigt. Anhand einer kleinen Mini-Serie zeigen wir, dass mit Engagement und Kreativität verlässliche und erfolgreiche Sportkonzepte in der Feuerwehr entstehen können.

Die Sportbeauftragten Thorsten Würfel und Lena Pigeon haben ihre Feuerwehrsportgruppe (wie hier beim Aufwärmen) stets im Blick. (Bild: FF Schönberg)zoom
Die Sportbeauftragten Thorsten Würfel und Lena Pigeon haben ihre Feuerwehrsportgruppe (wie hier beim Aufwärmen) stets im Blick. (Bild: FF Schönberg)

Viele Feuerwehren betreiben regelmäßig Dienstsport, sind körperlich aktiv und halten sich somit fit für Dienst und Übungen. Doch nicht für alle Wehren ist dies möglich. Es fehlt an Ressourcen wie beispielsweise einer ausgebildeten Fachkraft oder einer geeigneten Trainingsstätte. Die Corona-Pandemie hat diese negativen Umstände in den vergangenen zwei Jahren noch beschleunigt und wirkte daher für sportinteressierte und -aktive Wehren wie ein Bremsklotz. Anhand einiger Beispiele aus der Praxis zeigen wir in einer kleinen Mini-Serie, dass mit Engagement und Kreativität verlässliche und erfolgreiche Sportkonzepte in der Feuerwehr entstehen können.

Von „Guter Praxis“ spricht man, wenn Organisationen – in diesem Fall die Feuerwehren – positive Erfahrungen in einer konkreten Situation mit einer bestimmten Vorgehensweise gemacht haben. Dabei geht es weniger darum, die beste Lösung zu finden, die einen nahezu „perfekten“ Dienstsport ermöglicht, sondern vielmehr darum, aus den Erkenntnissen hinsichtlich der Abläufe, Methoden und Prozesse zu lernen und ein funktionierendes System zu etablieren.

Die Freiwillige Feuerwehr Schönberg (im Kreis Plön) hat schon vor einiger Zeit Maßnahmen ergriffen, um regelmäßiges Sporttreiben in der Wehr zu ermöglichen. Wie in anderen Bereichen auch, steht und fällt so ein Konzept mit der Logistik und dem Personal. Die beiden ausgebildeten „FitForFire“-Trainer Lena Pigeon (Hauptfeuerwehrfrau, 31 Jahre) und Thorsten Würfel (Hauptfeuerwehrmann, 42 Jahre) geben einen Einblick in das Geschehen vor Ort.

Lena und Thorsten, was ist eure persönliche Motivation, Sport zu treiben?

Thorsten Würfel: Ich bin seit meiner Kindheit sportlich aktiv und bin der Meinung, dass etwas Fitness nicht schädlich, sondern eher förderlich ist und präventiv gegenüber physischen Belastungen wirken kann. Dabei muss es nicht extrem sein, aber etwas „Athletik“ ist nicht verkehrt. Daher treibe ich sehr gerne Sport, vor allem Leichtathletik mit entspannten Langstreckenläufen.

Lena Pigeon: Meine persönliche Motivation, Sport zu machen, sind mehrere Gründe: Die Vorbeugung von Fehlhaltungen und einseitigen Bewegungen durch das viele Sitzen im Büro in meiner hauptberuflichen Tätigkeit, die Förderung der persönlichen körperlichen Fitness sowie ein angenehmer Ausgleich vom Alltag. Besonders funktionelles Training und damit einhergehende Eigengewichtsübungen haben es mir angetan. Wenn ich zu Hause mal zwischendurch ein Workout mache, bin ich gut ausgepowert und glücklich.

Warum ist es euch wichtig, den Sport in die Feuerwehr zu integrieren?

Lena Pigeon: Bei der Feuerwehr muss man von jetzt auf gleich umdenken, planen und sich bewegen können. In dem einen Moment ist man noch im Bett, auf der Arbeit oder einkaufen und dann piept der Melder und es geht los. Der Puls, die Atmung geht hoch und man weiß nicht genau, was einen an der Einsatzstelle erwartet. Und hierfür möchte ich fit und einigermaßen vorbereitet sein. Jeder hat seine Grenzen woanders. Meine sind oft erreicht, sobald es um höhere Sachen geht, da ich selber mit 1,58 Meter relativ klein bin. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Und keine Fitness zu haben, sollte in meinen Augen erst gar nicht auftreten.

Thorsten Würfel: Im Bereich der Feuerwehr ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, dass man sich selbst fit hält, damit man vor allem im Einsatzfall keine größeren körperlichen Schäden erleidet. Es passiert ja mal schnell, dass man im Einsatz das Gleichgewicht verliert und sich dann verletzt. Dieses Risiko lässt sich schon durch ein bisschen Training verhindern. Auch, dass sich bei erhöhten Belastungen eines trainierten Körpers die Ermüdungserscheinungen hinauszögern, finde ich sehr vorteilhaft. Jedes Training zahlt sich in jeder Hinsicht, sei es Sturzprävention oder allgemeines Fitnessbefinden, aus. Daher ist es meiner Meinung nach wichtig, den Sport in der Feuerwehr zu integrieren.

Wie ist es zum Sportprogramm in euer Wehr gekommen?

Thorsten Würfel: In unserer Wehr speziell hatten wir in der Vergangenheit immer wieder einen Dienstsport integriert, welcher allerdings zeitweise wieder eingeschlafen ist. Wir hatten damals einen Hallenplatz etwas außerhalb in einer Klinik in 6 km Entfernung, wo wir immer hinfahren mussten. Die für uns reservierten Hallenzeiten haben wir allerdings aufgrund schwindender Teilnahme am Sport wieder abgegeben, sodass der Dienstsport eingestellt werden musste. Nach einem Großeinsatz in der Schönberger Gemeinschaftsschule 2021 haben wir bei der Gemeinschaftsschule direkt angefragt, ob wir einen Hallenplatz für unseren Dienstsport in der Sportstätte nutzen dürfen. Uns wurde sofort ein Hallenplatz für den Feuerwehrsport zugesprochen. Die Sporthalle der Schule befindet sich sehr zentral in Schönberg, sodass wir auch keine langen Anfahrtswege haben. Weiter ist Lena als Trainerin hinzugekommen und der Dienstsport ist seitdem wieder gut am Laufen.

Lena Pigeon: Tatsächlich hat mir der Sport, den ich im Lockdown privat betrieben habe, so viel Spaß gemacht, dass ich bei uns in der Wehr Interesse als Trainerin bekundet und mich für das „FitForFire“-Trainerseminar der HFUK Nord angemeldet habe. Das Seminar ist eine Mischung aus Theorie und Praxis und hat sehr viel Spaß gemacht. Seit dem Wegzug der zweiten Trainerin bei der Feuerwehr war Thorsten bei uns alleine als Sportbeauftragter tätig und ihn unterstütze ich seit der Ausbildung im Spätsommer letzten Jahres sehr gerne.

Wie bewertet ihr den Dienstsport in eurer Wehr? Was läuft gut?

Lena Pigeon: Was mir beim Dienstsport besonders gut gefällt, ist, dass die Leute danach immer gut gelaunt sind. Es ist kaum jemand dabei, der oder die danach nicht zumindest ein Lächeln im Gesicht hat. Viele kommen manchmal nach einem stressigen Tag nach Hause und raffen sich dann auf zum Sporttreiben. Besonders jetzt in der dunklen Jahreszeit ist es oft schwieriger, die Motivation zu finden. Bei uns kommt der Spruch „von jung bis alt“ wirklich gut hin. Von 12-60 Jahren ist alles dabei.

Thorsten Würfel: Der Dienstsport wird sehr gut von den Kameradinnen und Kameraden der Einsatz- und Jugendabteilung angenommen. Diejenigen, die das Angebot annehmen, sind begeistert dabei. Wir haben in jeder Sportstunde viel Spaß und Freude. Lena und ich bereiten jede Sportstunde individuell vor, sodass der Sport sehr abwechslungsreich ist. Dies erhöht natürlich auch den Spaßfaktor. Eine Verringerung der Teilnahme ist jedenfalls auch nach ein paar Monaten hier nicht festzustellen. Das ist meiner Meinung nach ein gutes Zeichen, dass der Sport in der FF Schönberg sich zu festigen scheint und auch gut ankommt.

Lena Pigeon: Außerdem sind einige nun regelmäßig beim Sport dabei, die nie so richtig mitmachen wollten. Das freut mich besonders. Ich persönlich finde immer, dass man eine Sache erst beurteilen kann, wenn man sie selber ausprobiert hat. Dies kann man wirklich nur jedem ans Herz legen.

Wo seht ihr Probleme und wie wollt ihr sie lösen?

Lena Pigeon: Über den Umstand, dass wir eine Hallenzeit bekommen haben, die auch noch sehr günstig liegt (19 bis 22 Uhr, Anmerkung der Redaktion), sind wir wirklich sehr froh. Sobald wir allerdings 10-15 Teilnehmende werden, wird es etwas eng für gewisse Laufspiele. Im Jahr 2023 soll es eine neue Turnhalle geben, bis dahin bekommen wir die Zeit auch mit weiteren Übungs- und Spielideen überbrückt.

Thorsten Würfel: Aber dadurch, dass der Sport sehr abwechslungsreich und vielfältig angeboten wird und auch viel Spaß an der Sache besteht, bleibt die Motivation ein sehr wichtiger Baustein, um den Sport zu stärken und die Kameraden und Kameradinnen an der Stange zu halten. Die Teilnahmezahlen sind jedenfalls nach wie vor konstant hoch.

Warum sollten andere Feuerwehren Dienstsport treiben?

Thorsten Würfel: Ich bin der Meinung, dass alle Feuerwehrangehörigen im Einsatzdienst zumindest eine kleine „Grundfitness“ haben sollten, da sie im Einsatz einer höheren Belastung ausgesetzt sein können. Es gibt zudem immer wieder Situationen, in denen es bei den Diensten oder Einsätzen zu Stürzen aufgrund kurzzeitigen Gleichgewichtsverlusts kommt. Mit regelmäßigem Training würden solche Fälle deutlich weniger vorkommen. Ich würde jeder Feuerwehr ans Herz legen, Dienstsport anzubieten. Ob mit oder ohne Sporthalle, ein wenig Sport kann nicht schaden.

Lena Pigeon: Meine Auffassung ist, dass Sport in der Wehr für jeden hilfreich sein kann. Die körperliche Fitness wird durch Sport gesteigert und die Bewegungen im Alltag werden leichter. In Gruppen halten viele die Übungen länger durch. Außerdem fördert Sport in der Gruppe die sozialen Kontakte und bringt mehr Spaß. Und der sogenannte Schweinehund wird öfter mal gemeinsam überwunden.

Lena Pigeon (31 Jahre), Hauptfeuerwehrfrau, FitForFire-Trainerin (seit 2021), Aktiv bei der FF Schönberg (Bild: FF Schönberg)zoom
Lena Pigeon (31 Jahre), Hauptfeuerwehrfrau, FitForFire-Trainerin (seit 2021), Aktiv bei der FF Schönberg (Bild: FF Schönberg)
Thorsten Würfel (42 Jahre), Hauptfeuerwehrmann, FitForFire-Trainer (seit 2017), Aktiv bei der FF Schönberg (Bild: FF Schönberg)zoom
Thorsten Würfel (42 Jahre), Hauptfeuerwehrmann, FitForFire-Trainer (seit 2017), Aktiv bei der FF Schönberg (Bild: FF Schönberg)
 
 
 
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Die "FitForFire" SportBOOSTER-Aktion: Kreative Ideen der Feuerwehren gesucht!

Um Feuerwehren den Einstieg in den Dienstsport zu erleichtern und hier eine Unterstützung zu bieten, hat die HFUK Nord die „FitForFire“-Sport-BOOSTER-Aktion ins Leben gerufen. Feuerwehren erhalten damit die Möglichkeit, sich mit Ideen zum Thema Dienstsport zu bewerben und eine zweckgebundene Förderung zu erhalten. Dabei können sich alle freiwillige Feuerwehren und Jugendfeuerwehren des Geschäftsgebiets der HFUK Nord, die sowohl über bestehende Sportstrukturen verfügen als auch diejenigen, die den Dienstsport erstmalig in Angriff nehmen, mit ihren Aktionen bewerben.

Mehr Informationen zur „FitForFire“-Sport-BOOSTER-Aktion sowie den Anmeldebogen erhalten Sie hier ...

Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord (HFUK Nord)

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