02.03.2022
Extreme Wetter- und Naturereignisse haben die Feuerwehren schon immer vor große Herausforderungen gestellt. Ableitungen für die Prävention sind uns in diesem Zusammenhang besonders wichtig, um die Feuerwehren zu beraten und zu unterstützen. Wir haben im Folgenden viele Informationen und Checklisten zur Vorbereitung für die Feuerwehren zusammengestellt, bevor sie nach der nächsten extremen Wetterlage gerufen werden.
Extreme Wetter- und Naturereignisse haben die Feuerwehren schon immer vor große Herausforderungen gestellt. In der Zukunft ist zu erwarten, dass solche Extremereignisse, wie z.B. Hochwasser, starke Stürme oder große Schneemengen, immer häufiger auftreten und die Feuerwehren noch stärker fordern werden. Ableitungen für die Prävention sind uns in diesem Zusammenhang besonders wichtig, um die Feuerwehren zu beraten und zu unterstützen. Wir haben im Folgenden viele Informationen und Checklisten zur Vorbereitung für die Feuerwehren zusammengestellt, bevor sie nach der nächsten extremen Wetterlage gerufen werden.
Das Risiko extremer Wetterlagen besteht über das gesamte Jahr.
Denkbare Szenarien sind:
Die Folgen sind Zerstörungen unterschiedlichen Ausmaßes: Niederschlag, Fluten, Feuer, Blitzschlag und Stürme verletzen und töten Menschen und Tiere, beschädigen bzw. zerstören Gebäude und Infrastruktur (auch kritische!), führen zu Ausfällen der Energieversorgung. Durch solche extremen Wetterlagen werden die Feuerwehren zunehmend bis an die Grenzen gefordert.
Koordiniert in den Einsatz
Wegen der besonderen Umstände sollten Feuerwehrkräfte keinesfalls auf
eigene Faust in ein Katastrophengebiet fahren, sondern offizielle
Hilfeersuchen abwarten. Auch wenn es den Feuerwehren schwerfällt und
alle gerne helfen möchten, muss es koordiniert vonstattengehen. Zudem
muss eine offizielle Entsendung stattfinden, damit der
Versicherungsschutz als Feuerwehreinsatzkraft gewährleistet ist. Vorab
muss ermittelt werden, welche Gerätschaften im Katastrophengebiet
besonders benötigt werden und auf welche Kräfte und Mittel im eigenen
Zuständigkeitsgebiet über einen längeren Zeitraum verzichtet werden
kann.
Wer darf mit?
Nicht jedes Feuerwehrmitglied ist
für alle Tätigkeiten in der Feuerwehr geeignet. Diese Tatsache trifft im
Katastropheneinsatz im Besonderen zu. Eine wichtige Rolle spielen
Gesundheit, Fitnesszustand, Ausbildungsstand, Erfahrung und letztendlich
besondere Fähigkeiten und Kenntnisse. Es muss gewissenhaft ausgewählt
werden. Katastropheneinsätze können Menschen körperlich und mental alles
abverlangen.
Entscheidend ist natürlich auch, wer über längere Zeit abkömmlich
ist.
Entsprechender Klärungsbedarf besteht für die Feuerwehrangehörigen
bei ihren Arbeitgebern sowie im familiären Bereich. Zum Beispiel darf
bei der Auswahl nicht auf Mitglieder der Alters- und Ehrenabteilung
zurückgegriffen werden. Es gelten die Altersgrenzen der
Brandschutzgesetze der Länder. Aufgrund der teilweise hohen psychischen
Belastungen und belastenden Eindrücke, sollten zudem keine zu jungen
bzw. unerfahrenen Einsatzkräfte mitgenommen werden.
In verseuchtem Wasser lauern nicht nur Gefahrstoffe. Biologische
Gefahren durch Keime, die schwerwiegende Erkrankungen hervorrufen
können, müssen sehr ernst genommen werden. Bei Kontakt kann es z.B. zu
Reizungen der Haut, Schleimhäute und Atemwege kommen oder gar zu
Entzündungen oder Vergiftungen führen. Die Einsatzkräfte müssen daher
Kenntnis über diese Gefahren haben und die richtige PSA (Unterweisung!)
tragen.
Schutzimpfungen überprüfen!
Das Thema Impfen ist aktuell in aller Munde. Bei Feuerwehrangehörigen, vor allem denen, die bei bestimmten Einsatzszenarien wie z.B. in Krisengebieten nach extremen Wetterereignissen eingesetzt werden, muss vor dem Einsatz der Impfschutz überprüft werden.
Ein zusätzliches Dokument, in dem die einzelnen Schutzimpfungen und die Erkrankungen, vor denen sie schützen, detailliert erläutert werden, finden Sie zum Herunterladen auf unserer Homepage sowie unter www.hfuk-nord.de, Webcode: IMEP.
PSA: Was wird benötigt?
Geht es in den
Katastropheneinsatz, wird selbstverständlich persönliche
Schutzausrüstung benötigt. Je nach Einsatzauftrag und möglicher
Gefährdungen werden zusätzliche Ausrüstungsteile benötigt. In
Überflutungsgebieten treten beispielsweise Gefahrstoffe und Fäkalien
auf. Dann sind beispielsweise Wathosen, Gummistiefel und Einmalanzüge
erforderlich.
Die Erfahrungen vergangener länger andauernder Einsätze haben
gezeigt, dass die Einsatzkräfte häufig PSA nicht in ausreichender Anzahl
zur Verfügung hatten. In einer gemeindlichen Feuerwehr hat eine
Einsatzkraft in der Regel einen Satz Schutzkleidung. Wichtig ist daher,
vorher je nach Einsatzauftrag und -dauer abzuschätzen, für wie viele
Kräfte Wechselgarnituren vollständiger PSA vorhanden sein müssen. Dies
ist vor allem dort geboten, wo PSA im Prinzip täglich gewaschen /
dekontaminiert werden muss. In diese Planung mit einzubeziehen sind auch
Stiefel und Handschuhe. Zudem müssen entsprechende Möglichkeiten, PSA
im Bedarfsfall fachgerecht reinigen zu können, ebenfalls berücksichtigt
und eingeplant werden. Bei der Planung der Ersatz-PSA müssen
Trocknungszeiten eingerechnet werden.
Neben der PSA sind weitere Schutzutensilien für die Mannschaft zu
berücksichtigen: In Überflutungsgebieten siedeln sich gerade in den
Sommermonaten in Windeseile Stechmücken an. Insektenschutz in Form von
Abwehrmitteln, Moskitonetzen und Medikamenten zur einfachen Behandlung
von Insektenstichen muss mit in den Einsatz genommen werden. Da in der
Regel viel im Freien gearbeitet wird, muss zudem an den Sonnenschutz
(Sonnenschutzcreme, Kopfbedeckung und Sonnenbrille) gedacht werden.
Verpflegung und Hygiene
Gesundheitsschutz
bedeutet auch die Möglichkeiten der Körperhygiene. Wer den ganzen Tag
unter schwierigen Bedingungen arbeitet, dabei schwitzt und verschmutzt,
der muss die Möglichkeit haben, sich ausreichend zu waschen. Mobile
Lösungen, wie etwa Duschzelte, kommen in Katastrophengebieten zum
Einsatz, wenn die lokale Infrastruktur, z.B. Schulen und Turnhallen,
nicht zur Verfügung stehen.
Wo unermüdlich gearbeitet wird, entstehen Durst und Hunger. Eine
entsprechende Versorgung der Einsatzkräfte muss gewährleistet werden.
Durch stark physisch beanspruchende Arbeiten muss die Kalorienzufuhr
entsprechend erfolgen.
Hierbei darf auch im Katastropheneinsatz die Einsatzhygiene nicht
vergessen werden. Bei der Erkundung des Gebietes und der
Bereitstellungsräume müssen diese Kapazitäten eingeplant werden und
erfordern eine entsprechende logistische Planung. Neben den Nachschub-
und Zubereitungsmöglichkeiten für Getränke und Nahrung müssen
Verpflegungsplätze mit einem Mindestmaß an Hygiene gewährleistet sein.
Wie in einer guten Küche sind Ordnung und Sauberkeit ein wichtiger
Baustein der Hygiene und dürfen auch an einer Einsatzstelle nicht
fehlen. In der praktischen Umsetzung bedeutet dies, dass eine räumliche
Trennung von Einsatzstelle und Verpflegungsstelle sowie eine Trennung
von Essensausgabe und Essbereich gegeben sein müssen. Für die
Einsatzkräfte sollten witterungsgeschützte Sitzmöglichkeiten zur
Verfügung stehen. Vor allem im Winter und bei Regen sollten warme und
geschützte Räume gesucht werden.
Hierbei ist gegebenenfalls auch auf die Windrichtung zu achten. Ist
eine Verpflegung vor Ort direkt nicht möglich, müssen z.B.
Verpflegungspakete eingeplant werden. Ausführliche Informationen zum
Thema Anforderungen an und Hygiene bei der Einsatzverpflegung sind
erhältlich im Stichpunkt Sicherheit „Hygiene bei der Einsatzstellenversorgung“.
Pausen, Ruhe, Schlaf und Gelegenheit für Gespräche
Wo unermüdlich gearbeitet wird, müssen Pausen eingelegt und dem
Körper Schlaf gegönnt werden. Das beginnt schon auf der Anfahrt
(siehe auch unsere Meldung vom 22.02.2022: Marsch geschlossener Verbände: Leitfaden für die Aus- und Fortbildung veröffentlicht). Katastrophenschutzeinsätze sind in der Regel mit langen sogenannten
MOT-Märschen verbunden. Hier müssen ausreichend Fahrzeuglenkende zur
Verfügung stehen, um Wechsel zu ermöglichen. Die eingesetzten Kräfte
benötigen darüber hinaus sichere und trockene Schlafplätze, die die
Möglichkeit der Regeneration und Wiederherstellung der Einsatz- und
Leistungsbereitschaft bieten.
Gedacht werden muss ebenfalls an Plätze, die für Gespräche und
Austausch untereinander eine ruhige Gelegenheit bieten. Der
psychosozialen Betreuung der Einsatzkräfte kommt eine besondere Rolle
zu. Auch diese Betreuungsmöglichkeit muss von vornherein mitgeplant
werden. Katastrophen riesigen Ausmaßes, wie in Rheinland-Pfalz und
Nordrhein-Westfalen, bringen für die Feuerwehrangehörigen auch eine
enorme psychische Belastung mit sich.
Krisenvorsorge für verschiedene Szenarien beachten
In
der Bundesrepublik Deutschland kommt es immer wieder zu wetterbedingten
Extremereignissen. Statistisch gesehen ereignet sich alle 10 Jahre an
den großen deutschen Flüssen eine Flut, die schnell als Jahrhundertflut
bezeichnet wird. Die statistischen Auswertungen zeigen darüber hinaus,
dass die Abstände dieser Extremereignisse immer kürzer werden. Auch wenn
das Ahrhochwasser 2021 noch am präsentesten im Kopf sein sollte, so
dürfen die anderen Ereignisse wie zum Beispiel die Schneekatastrophe in
Bayern 2018, regelmäßige Stürme und Tornados oder die extreme Dürre im
Sommer 2018 nicht vergessen werden. Auch der Eintritt eines länger
andauernden Stromausfalles z.B. als Folge extremer Wetterereignisse wird
von Experten als sehr wahrscheinlich angesehen.
Wie gut man aus einer Krise kommt, hängt stark davon ab, wie man auf die Krise vorbereitet ist. Der Staat, die Länder und die Kommunen stehen somit vor wichtigen Entscheidungen für die Zukunft.
Nicht immer sind ganze Landstriche betroffen. Einige Ereignisse, wie
zum Beispiel ein Tornado in Bützow (Mecklenburg-Vorpommern) 2015,
betrafen sehr lokal begrenzt nur einen Ort, dafür jedoch umso heftiger.
Häufig sind die örtlichen Einsatzkräfte dann selbst betroffen und müssen
sich, ihren Familien und ihren Gebäuden zunächst selbst helfen. Für
Einsätze stehen sie dann nur begrenzt zur Verfügung.
Auf kommunaler Ebene müssen sich die Gemeinden daher Gedanken über
die örtliche Gefahrenabwehr machen. Dabei muss ermittelt werden, welche
Szenarien eintreten könnten und inwieweit die eigene Feuerwehr betroffen
sein könnte. Bei der letzten Elbeflut und auch im Ahrtal sind
Feuerwehrhäuser und Fahrzeuge beschädigt oder vernichtet worden. Bei
Neubauten muss der Standort genau gewählt werden. Die DIN 14092 Teil 1 Feuerwehrhäuser – Planungsgrundlagen
erläutert nicht ohne Grund, dass Feuerwehrhäuser Bestandteil kritischer
Infrastrukturen sind, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung
erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit eintreten würden, und
sie deshalb eines inneren und äußeren Schutzes bedürfen. Die
Beibehaltung der Funktionsfähigkeit muss auch bei extremen
Umweltbedingungen wie Hochwasser, Sturm, Erdbeben, extremen Schnee- und
Regenfällen gewährleistet sein.
Dazu zählt auch, dass die Gebäude beim Ausfall der öffentlichen Stromversorgung über Stunden oder gar Tage funktionieren.
Zur besseren Vorbereitung von Katasprophenensätzen haben wir hier eine Checkliste verlinkt, die ganz allgemein die Planung überörtlicher und langandauernde Einsätze unterstützen soll.
PSA dem Krisenfall anpassen
Bei Einsätzen im
Winter muss dickere oder zusätzliche Kleidung zur Verfügung gestellt
werden, während bei Einsätzen bei hohen Tagestemperaturen leichtere
Schutzkleidung erforderlich ist.
Grundsätzlich ist das Schneeräumen von Dächern keine originäre Aufgabe der Feuerwehr. Ist es dennoch erforderlich, Dächer von Schneelasten durch die Feuerwehren zu beseitigen, ist zunächst die Dachlast zu beachten. Ist ein Begehen der Dächer trotz der hohen Schneelast aus statischen Gründen noch möglich, muss eine Absturzsicherung getragen werden. Soll z.B. der Korb einer Drehleiter als Anschlagpunkt genutzt werden, muss am bzw. im Korb ein geeigneter Anschlagpunkt verbaut sein und die maximalen Belastungsgrenzen dürfen nicht außer Acht gelassen werden.
Bei Arbeiten mit der Motorsäge muss die PSA für Sägeeinsätze genutzt
werden. Die Schnittschutzkleidung darf hierbei nicht vergessen werden.
Gerade bei Sturmeinsätzen fliegen viele kleine Teile herum, die die
Augen verletzen können. Das Gittervisier muss daher immer
heruntergeklappt sein. Gegen den schädigenden Lärm ist Gehörschutz zu
verwenden. Helle Schnittschutzkleidung bietet durch bessere Sichtbarkeit
zusätzliche Sicherheit.
Besteht die Gefahr des Ertrinkens, müssen Maßnahmen gegen das
Ertrinken getroffen werden. Üblicherweise werden Auftriebsmittel
getragen. Diese müssen hinsichtlich ihrer Auftriebskraft angepasst sein
(275 N) und kompatibel mit der restlichen PSA wie zum Beispiel dem
Feuerwehrhelm sein.
Wird im Hochwassereinsatz eine Wathose getragen, so darf diese nicht in fließenden Gewässern genutzt werden. Hier besteht Lebensgefahr.
Stichpunkte Sicherheit („StiSi“) der Feuerwehr-Unfallkassen
Materialien zur Unfallverhütung bei extremen Wetterlagen findet man auf den Internetseiten der Feuerwehr-Unfallkassen. Die HFUK Nord hat auf Sonderseiten ihres Internetauftrittes Themensammlungen angelegt, die jahreszeitenabhängig geschaltet werden.
Bereich „Feuerwehrhaus“:
Bereich „PSA“:
Bereich „Aus- und Fortbildung“:
Bereich „Fitness und Gesundheit“:
Weiterführende Informationen:
Materialien der DGUV:
Materialien des Deutschen Feuerwehrverbandes:
Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord (HFUK Nord)
Kontakt und Ansprechpersonen
Email: info@hfuk-nord.de
Zentrale Postadresse: Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord
Bertha-von-Suttner-Straße 5
19061 Schwerin
Institutionskennzeichen: 121 390 059