03.03.2025
Jetzt wo es draußen länger hell ist, rückt das praktische Üben in den Feuerwehren wieder in den Vordergrund. Denn um sicher im Einsatz vorgehen zu können, ist es notwendig, sich durch Übungen vorzubereiten. Allerdings kommt es bei realitätsnahen Ausbildungen und Übungen immer wieder zu Unfällen, sodass wir in diesem Artikel Hinweise zur sicheren Realausbildung geben wollen.
Jetzt wo es draußen länger hell ist, rückt das praktische Üben in den Feuerwehren wieder in den Vordergrund. Denn um sicher im Einsatz vorgehen zu können, ist es notwendig, sich durch Übungen vorzubereiten. Allerdings kommt es bei realitätsnahen Ausbildungen und Übungen immer wieder zu Unfällen, sodass wir in diesem Artikel Hinweise zur sicheren Realausbildung geben wollen.
Brandübungsanlagen
Verbrühungen, Rauchgasinhalationen,
Bewusstlosigkeit, abgetrennte Finger
sowie Verletzungen durch Stolper-,
Sturz- und Rutschunfälle sind einige Ergebnisse realitätsnaher Übungen.
Etliche Unfälle geschahen hierbei in feststoffbefeuerten
Brandübungsanlagen.
Die Anlagen bieten die Möglichkeit für
Einsatzkräfte, Temperatur und Rauch
hautnah zu erleben. Vergessen werden
darf hierbei jedoch nicht, dass es auch
echtes Feuer mit echter Hitze und echtem Rauch ist. So hat die
Temperatur
einen großen Einfluss auf die Schutzkleidung und die darunter
befindliche
Person.
Die Unfallermittlungen zu den Unfällen haben ergeben, dass die Temperaturen während der Übung in den Brandübungsanlagen teilweise extrem hoch waren. Aus einer Mischung von falsch verstandenem Ausbildungsansatz, Übereifer und Ehrgeiz heraus versuchten Anlagenbedienende und Teilnehmende möglichst hohen Temperaturen standzuhalten. So wurden teilweise Temperaturen über 700° Celsius gefahren. Die Hersteller von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) geben hier jedoch eindeutig an, dass die PSA bei Beaufschlagung von Temperaturen über 300 – 400°C thermisch so belastet wurde, dass sie auszusondern ist.
Schaut man in die Normen für Feuerwehrschutzkleidung, so wird man feststellen, dass die PSA nicht dafür ausgelegt ist, sich über einen längeren Zeitraum unter extremer Hitze aufzuhalten, sondern die hohe Hitzebeständigkeit lediglich eine Flucht aus dem Gefahrenbereich ermöglichen soll. Die PSA wird somit bei solchen extrem heißen Übungen trotz Schutzmaßnahmen wie Ponchos und Helmüberziehern, zerstört und die Hitze schlägt irgendwann durch, was zu Verbrühungen der Haut führt. Aus Sicht der Unfallprävention sind extreme Temperaturen daher zu vermeiden. Sollten doch sehr kurzzeitig solch hohe Temperaturen entstehen, muss z.B. durch Lüftungsmaßnahmen die Temperatur schnell wieder gesenkt werden.
Nutzung von Abrissgebäuden
Gelegentlich haben Feuerwehren die
Möglichkeit, vor der endgültigen Zerstörung Abrissgebäude für Übungen
nutzen zu können. Für die Feuerwehr
eine vorteilhafte Gelegenheit, mit Wasser am Strahlrohr im Gebäude zu üben,
ohne befürchten zu müssen, Schaden
anzurichten. Aus Ausbildungssicht sind
solche Bedingungen ideal. Allerdings
gibt es auch hier Punkte zur Sicherheit
zu beachten. Gerade in Abrissgebäuden fehlen möglicherweise Teile der
Einrichtung wie z.B. Geländer. Übt man
dann mit Nebel oder verdeckten Atemschutzmasken, besteht die Gefahr
eines Absturzes. Ebenso ist im Vorwege zu klären, ob die Elektrik noch
funktioniert. Sollte das Haus noch mit
Strom versorgt werden, können offene
Kabelenden zu erheblichen Gefährdungen führen.
Je nachdem, wie der Zustand des Gebäudes ist, gibt es möglicherweise auch erhebliche Stolper-, Sturz- und Rutschgefahren. Vor Beginn der Nutzung des Abrissgebäudes sollte das Gebäude daher im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung begangen und auf Gefahrenstellen hin betrachtet werden. Unter Umständen müssen Gebäudeteile, die besonders gefährlich sind, und bei denen möglicherweise auch Einsturzgefahr besteht, gesperrt werden.
Besondere Gefahren entstehen dann, wenn im Abrissgebäude mit realem Feuer gearbeitet wird. Das Internet ist voll mit Beispielen, bei denen die Übungen aus dem Ruder gelaufen sind. Neben den schon genannten Gefährdungen wie Absturz oder Stolper-, Sturz- und Rutschunfällen kommt das Feuer mit Hitze und Rauch als Gefährdung hinzu.
Arbeitshilfen für die sichere
Übungsplanung
Eine sehr gute Möglichkeit zur Beurteilung von Übungsobjekten bzw. generell
von Übungen kann hier die Online-Gefährdungsbeurteilung „Riskoo“ der Kooperationsgemeinschaft der Feuerwehr-Unfallkassen sein. Das Programm
weist neben den möglichen Gefährdungen auch auf weitere wichtige Punkte
wie z.B. das Einholen von Genehmigungen hin.
Ein weiteres grundsätzliches Hilfsmittelt ist die „10er Regel für die Realbrandausbildung“. Diese wurde aufgrund der Vielzahl und zum Teil sogar tödlicher Unfällen bei der Realbrandausbildung entwickelt. Sie beinhaltet folgende Punkte:
10er Regel für Realbrandausbildung:
Übungen mit realen Personen
als Darsteller
Gerne werden bei Übungen menschliche Darstellende anstelle von Dummys
eingesetzt.
Eine der häufigsten Übungen, bei denen Menschen oder Puppen eingesetzt werden, sind Übungen mit Leitern und Tragen, sei es mit der Krankentragenhalterung auf einer Drehleiter oder beim Beüben des Leiterhebels oder der schiefen Ebene. Bei diesen Übungen werden Menschen oder Dummys auf die Tragen geschnallt. Solange alles gut geht, ist auch alles in Ordnung. Aber was, wenn die Übung schief geht und die Trage herunterfällt? Schwere Schäden oder, je nach Szenario und Fallhöhe, sogar tödliche Unfälle sind möglich.
Ebenso werden Personen auch bei der Realbrandausbildung mit richtigem Rauch oder bei Übungen mit künstlichem Nebel eingesetzt. Hier besteht die Gefahr der Rauchgasinhalation. Auch bei Übungsnebel kann es bei starkem Einsatz von Nebel zu Atemwegsreizungen kommen. Zusätzlich kann den Darstellenden der Fluchtweg durch den Rauch oder Nebel erschwert werden.
Stellen wir die Vor- und Nachteile einmal gegenüber:
Vorteil Übung mit Menschen
Der größte Vorteil ist, dass man eine realistische Interaktion hat und ein Feedback in Echtzeit erhält. Ein Darsteller
oder eine Darstellerin kann antworten,
menschliche Reaktionen darstellen (spielen) und auch eine Rückmeldung geben,
wie es ihm oder ihr grad geht. Die Einsatzkräfte können somit die Übung anpassen und erlernen, ob ihre Vorgehensweise auch patientengerecht bzw. -schonend ist.
Nachteil Übung mit Menschen
Der größte und gewichtigste Grund der
gegen eine Übung mit realen Menschen
spricht ist, dass die Wahrscheinlichkeit,
bei einem Fehler die Person schwer zu
verletzten hoch ist. Gerade bei Übungen
mit Leitern kann die Fallhöhe hoch sein.
Dadurch, dass die Personen auf der
Trage fixiert sind, ist ihnen die Möglichkeit genommen, abwehrend bzw. schützend eingreifen zu können. Ebenso können Übungen, bei denen die Darstellenden keine Möglichkeit zum Eingreifen
haben und sich nicht selbst schützen
können, psychisch belastend sein.
Wird Nebel oder echter Rauch verwendet, besteht die Gefahr der Atemwegsreizung sowie Stolper-, Sturz- und Rutschgefahr durch schlechte Sicht. Werden Rauchkörper oder Knallkörper verwendet, dürfen nur zugelassene Rauch- und Knallkörper verwendet werden. Rauchkörper aus ehemaligen Bundeswehrbeständen oder alte Seenotrauchkörper sind nicht erlaubt.
Es muss daher immer im Vorwege einer Übung gefragt werden, ob das Übungsziel nicht auch mit anderen Mitteln wie z.B. dem Verwenden von Puppen und Dummys erreicht werden kann? Gerade für Rettungs- und Selbstrettungsübungen gibt es aufgrund von in der Vergangenheit passierter Unfälle eine klare Aussage in der Regel zur DGUV V 49 (Unfallverhütungsvorschrift „Feuerwehren“):
§ 20 Rettungs- und Selbstrettungsübungen aus Höhen und Tiefen
Fazit
Übungen müssen, wie Einsätze auch, so
durchgeführt werden, dass die Gefährdung der Feuerwehrangehörigen ausgeschlossen werden kann. Wird mit realem
Feuer oder in Abbruchhäusern geübt,
müssen die entsprechenden Gefährdungen ermittelt und die Einsatzkräfte, aber
auch die Darstellenden geschützt werden. Es ist daher genau zu prüfen, ob
das Übungsziel nicht auch mit einer
Puppe oder Dummy erreicht werden
kann. In der Regel überwiegen die Risiken den Vorteilen. Ist das der Fall, muss
eine Puppe oder ein Dummy verwendet
werden. Werden Menschen eingesetzt,
muss sehr konzentriert und korrekt gearbeitet werden. Eine redundante Sicherung ist hier obligatorisch. Bei Rettungsübungen aus Höhen und Tiefen sind Personen auf den Tragen nicht erlaubt.
Mehr Informationen und Arbeitshilfen zum sicheren Gestalten von Übungen gibt es z.B. in unseren Medienpaketen "Die sichere Heißausbildung" und "Sicherer Übungs- und Schulungsdienst".
Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord (HFUK Nord)
Kontakt und Ansprechpersonen
Email: infobreak@hfuk-nord.de
Zentrale Postadresse: Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord
Bertha-von-Suttner-Straße 5
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