28.10.2025
Mittlerweile ist in den Feuerwehren angekommen, wie wichtig Maßnahmen zur Einsatzhygiene sind. Die Feuerwehren entwickeln, angepasst an ihre Anforderungen, eigene Lösungen. Als HFUK Nord haben wir bereits verschiedene Konzepte als Beispiele guter Praxis vorgestellt, wie z.B. ein Fahrzeug der FF Geesthacht. In diesem Bericht stellen wir eine Lösung der FF Großenbrode (Kreis Ostholstein) vor, die zusammen mit 5 weiteren Wehren, auch Dank einer größeren Spende, einen Abrollcontainer (AB)-Hygiene entwickelt und mit dazugehörigem Transportfahrzeug beschafft hat.
Mittlerweile ist in den Feuerwehren angekommen, wie wichtig Maßnahmen zur Einsatzhygiene sind. Die Feuerwehren entwickeln, angepasst an ihre Anforderungen, eigene Lösungen. Als HFUK Nord haben wir bereits verschiedene Konzepte als Beispiele guter Praxis vorgestellt, wie z.B. ein Fahrzeug der FF Geesthacht. In diesem Bericht stellen wir eine Lösung der FF Großenbrode (Kreis Ostholstein) vor, die zusammen mit 5 weiteren Wehren, auch Dank einer größeren Spende, einen Abrollcontainer (AB)-Hygiene entwickelt und mit dazugehörigem Transportfahrzeug beschafft hat.
Mit dem neuen AB-Hygiene erweitert die Feuerwehr Großenbrode ihre Einsatzmöglichkeiten um ein wichtiges Modul zur Dekontamination und Einsatzstellenhygiene. Der in Eigenleistung konzipierte und realisierte Abrollbehälter ermöglicht ein strukturiertes Vorgehen bei der Reinigung nach Einsätzen mit entsprechender Exposition. Die Eigenentwicklung hat den Vorteil, dass die Ausstattung exakt auf die örtlichen Bedürfnisse abgestimmt werden konnte. Hierbei stand eine robuste und funktionale Umsetzung im Vordergrund. Vor allem die vielen kleinen interessanten und durchdachten Details machen diese Lösung interessant. In diesem Artikel möchten wir das Konzept erläutern und den Container näher vorstellen.
Die Idee zur Entwicklung
Aus dem zunehmenden Bewusstsein für Einsatzhygiene und Gesundheitsschutz der Einsatzkräfte entstand die Idee zur Entwicklung eines eigenen
Abrollbehälters Hygiene. Gerade nach
Brandeinsätzen ist eine strukturierte Dekontamination gefragt. Die FF
Großenbrode erkannte früh, dass die bestehenden Möglichkeiten begrenzt
waren und wollte eine praxisgerechte, auf die eigenen Anforderungen abgestimmte
Lösung schaffen.
Ein weiterer Beweggrund war der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit und Flexibilität im Einsatz- und Übungsdienst. Der Abrollbehälter sollte nicht nur zur Einsatzhygiene dienen, sondern gleichzeitig auch für längere Einsätze, Übungen oder Brandsicherheitswachen nutzbar sein – etwa als Aufenthalts- oder Rückzugsraum. Gerade bei Veranstaltungen und Einsätzen über mehrere Stunden bestand der Bedarf nach einer funktionalen, hygienischen und wettergeschützten Lösung.
Nach der Zuwanderung von Geflüchteten in den Jahren 2015/2016 standen etliche der Container zur freien Verfügung und wurden teilweise verschenkt. Die FF Großenbrode sicherte sich zwei Container. Einer wurde zu einem Toilettencontainer umgebaut, der zweite zum AB-Hygiene. Dazu wurde zunächst, mit fachlicher Beratung durch die HFUK Nord, ein Konzept erstellt, welches die Anforderungen der Feuerwehren berücksichtigte. Da die Wehren der Umgebung häufiger bei größeren Veranstaltungen und Festivals Brandsicherheitswachdienste durchführen, sollte zum einen eine Toilette vorhanden sein, um unabhängig von öffentlichen Toiletten zu sein, und zum anderen der Abrollbehälter auch als Aufenthaltsraum genutzt werden können. Durch die Doppelfunktion erhöht sich der Nutzwert der Lösung.
Bilder: FF Großenbrode
Für die Umsetzung musste zunächst ein Gestell mit Aufnahme für einen Hakenwagen beschafft werden. Auf diesen wurde der Container gesetzt. Da nun die in Deutschland zulässige Höhe für Fahrzeuge überschritten wurde, musste der Container etwas gestutzt werden. Da aber der Container sowieso komplett entkernt werden musste, stellte dies kein größeres Problem dar.
Nach dem
Entkernen wurde der Container Stück für Stück wiederaufgebaut und lackiert.
Im Ergebnis
sind zwei parallel verlaufende Hygienestraßen mit drei Stationen entstanden, in
der sich zeitgleich drei Trupps dekontaminieren und reinigen können.
Wie läuft die Dekontamination ab?
Über das Heck
des Containers, das mit einer Rampe sowie einer großen Klappe versehen ist, die
auch als Wetterschutz dient, gehen die Trupps, aufgeteilt auf die zwei
Hygienestraßen, in einen Schwarzraum. Hier befindet
sich eine Durchreiche mittels Kiste. Die Einsatzkräfte schließen hinter sich
die Tür und beginnen, sich zu entkleiden.
Bilder: FF Großenbrode
Die benutzte PSA wird in eine Kiste gelegt und wie bei einem Bankschalter nach außen geschoben. Außen befindet sich ein Gestell, in das Plastiktüten eingehängt werden. Hier fällt jetzt der Ausrüstungsgegenstand jetzt hinein. Den Vorgang wiederholt man mit allen PSA-Teilen.
Entkleidet kann man jetzt in die Dusche weitergehen. Da manche Einsatzkräfte persönliche Gegenstände mit sich führen, die wie z.B. Telefon und Geldbörse nicht nass werden sollen, man jedoch auch nicht erst durch die Dusche hindurchgehen soll, um diese Gegenstände in den "Weißbereich" zu bringen, wurde eine kleine Materialrutsche hinter der Dusche entlang installiert.
Bilder: FF Großenbrode
Bevor man jetzt in den nächsten Bereich weitergeht, erinnern Checklisten an notwendige Tätigkeiten.
Bilder: FF Großenbrode
Wenn alles erledigt ist, geht es weiter in die Dusche. Hier sind unter der Decke mit Gummibändern befestigte, eingeschweißte Handtücher deponiert.
Bilder: FF Großenbrode
Nach dem Duschen geht es in den „Weißbereich“. Hier sind Regale mit roten Kisten verbaut. Da es sich um zwei Hygienestraßen handelt, sind die Regale als Durchreichen gebaut. Da man vorher nicht weiß, welche Einsatzkraft welche Straße begeht, kann man auf diese Weise von beiden Seiten an seine Sachen kommen.
Bilder: FF Großenbrode
Anders als bei anderen Konzepten, bei denen sich die Wehren Trainingsanzüge, T-Shirts, Schuhe etc. beschafft haben, hat in Großenbrode jede Einsatzkraft eine Tüte mit eigenen Sachen, eigener Unterwäsche usw. Diese liegen eingeschweißt in den Kisten. Um bei einer entnommenen Kiste nicht in den anderen Bereich rüberschauen zu können, haben die Großenbroder Kameradinnen und Kameraden Tücher in der Mitte der Regale installiert. Diese hängen bei entnommener Kiste herunter und verhindern einen Blick auf die andere Seite.
Bilder: FF Großenbrode
Da der Container auch als Aufenthaltscontainer bei Brandsicherheitswachen genutzt wird, wurde die Abtrennung oberhalb der Regale mittels Rolladen realisiert. Diese können bei Bedarf hochgezogen werden. Auch hier erinnert beim Verlassen des Containers eine Checkliste an wichtige Dinge.
Bilder: FF Großenbrode
Weitere Ausstattung und Details
Beheizt wird
der Container mittels Elektroheizern, die beide Hygienestraßen binnen weniger
Minuten aufheizen. Das Duschwasser wird mittels Gasheizung erwärmt. Hierfür
sind vorne am Container 2 x 33 Liter Propangasflaschen verbaut. Im Fahrbetrieb sind
die Flaschen nicht angeschlossen und gesichert.
Bilder: FF Großenbrode
Strom erhält der AB Hygiene durch ein eigens auf dem Trägerfahrzeug mitgeführtes Notstromaggregat.
Bilder: FF Großenbrode
Abwässer werden in einer Blase gesammelt und können so fachgerecht entsorgt werden.
Toilette ebenfalls vorhanden
Wer schon mal
länger im Einsatz war und ein dringendes Bedürfnis hatte, kennt die
Problematik. Wo hingehen? Vor allem, wenn die PSA nicht mehr ganz sauber ist, kann in der Regel nicht so einfach irgendwo ein WC aufgesucht werden.
Dieses Problem verstärkt sich noch bei Frauen, die nicht mal eben im Gelände austreten gehen können.
Um hier
Abhilfe zu schaffen, wurde eine Campingtoilette installiert. Und auch hier wurde
wieder im Detail und vor allem an die Frauen gedacht, indem in der Toilette
ein Spender mit Damenhygieneartikeln angebracht wurde.
Bilder: FF Großenbrode
Was natürlich nicht fehlen darf, ist die Kennzeichnung des Containers. Da etliche Farben schon für TEL etc. vergeben waren, haben sich die Kameradinnen und Kameraden für eine Kennzeichnungsleuchte in rosa entschieden.
Bilder: FF Großenbrode
Die Blaulichter am Container können abgesetzt oder im aufgesattelten Zustand genutzt werden. Um die Trittsicherheit um den Container herum zu verbessern, wurde auch eine Umfeldbeleuchtung installiert. Im Einsatz betreuen 2-3 Einsatzkräfte den Container, sorgen für Sauberkeit und tauschen Verbrauchsmittel aus.
Fazit
Eine gelungene und durchdachte
Lösung haben die Kameradinnen und Kameraden der FF Großenbrode da auf die Beine
gestellt. Das Konzept beruht auf Eigeninitiative und praxisnahen Lösungen,
welches sicher interessant für andere Feuerwehren sein dürfte. Der
Gesundheitsschutz der Feuerwehrangehörigen wird damit erheblich verbessert.
Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord (HFUK Nord)
Kontakt und Ansprechpersonen
Email: infobreak@hfuk-nord.de
Zentrale Postadresse: Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord
Bertha-von-Suttner-Straße 5
19061 Schwerin
Institutionskennzeichen: 121 390 059