19.10.2021
Die wichtigste Aufgabe in der gesetzlichen Unfallversicherung ist und bleibt die Prävention, um Unfälle und Berufskrankheiten zu vermeiden. Aber nicht immer gelingt es, einen Unfall oder eine Berufskrankheit zu vermeiden. In diesem Artikel schildern wir Beispiele, wie ein verunfallter Feuerwehrangehöriger dank einer gelungenen Rehabilitation seinen Weg zurück ins Leben gefunden hat.
Die wichtigste Aufgabe in der gesetzlichen Unfallversicherung ist und bleibt die Prävention, um Unfälle und Berufskrankheiten zu vermeiden. Aber nicht immer gelingt es, einen Unfall oder eine Berufskrankheit zu vermeiden. In diesem Artikel schildern wir Beispiele, wie ein verunfallter Feuerwehrangehöriger dank einer gelungenen Rehabilitation seinen Weg zurück ins Leben gefunden hat.
Gesetzliche Aufgabe der Feuerwehr-Unfallkassen gemäß Sozialgesetzbuch 7 ist es, nach dem Eintritt von Arbeitsunfällen die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit mit allen geeigneten Mitteln wiederherzustellen.
Wird ein Arbeitsunfall im Betrieb der Feuerwehr angezeigt, werden die Feuerwehr-Unfallkassen sofort tätig, weil sie für die Steuerung des Heilverfahrens zuständig sind. Dazu gehört es, die stationäre und ambulante Behandlung so auszurichten, dass der größtmögliche Heilerfolg erreicht wird. Wenn die Heilkunst an ihre Grenzen stößt, verbleibt ein mehr oder weniger großer gesundheitlicher Schaden. Dieser kann vorübergehend oder dauerhaft sein. In vielen Fällen können die betroffenen Feuerwehrangehörigen ihre berufliche Tätigkeit nicht mehr ausüben. In solchen Fällen greift die berufliche Rehabilitation. In einigen Fällen müssen daneben auch noch Leistungen zur sozialen Rehabilitation erbracht werden.
Auch bei Angehörigen der Kinder- und Jugendfeuerwehren greifen die Rehabilitationsmaßnahmen. Hier setzen zusätzlich Nachhilfe und Berufswegeplanung an.
Mit all diesen Maßnahmen soll erreicht werden, dass Feuerwehrangehörige nach einem Arbeitsunfall ihr altes Leben soweit wie möglich fortführen können. Alles, was nach einem Unfall nicht mehr so wie früher ist, soll kompensiert werden.
Der Feuerwehrangehörige Holger Lehmann, der einen schweren Unfall erlitten hat, schildert
nachfolgend, wie diese Maßnahmen bei der Hanseatischen Feuerwehr-Unfallkasse Nord umgesetzt wurden.
„Wir waren zu viert auf einer Fahrt zum Lehrgang. In einer scharfen Kurve kam ein LKW frontal auf uns zu. Das war das letzte, was ich sah.“ Soweit schildert Holger Lehmann seine Erinnerungen an den Unfall selbst. Alle Fahrzeuginsassen erlitten teilweise erhebliche Verletzungen. „Als Beifahrer traf es mich am schlimmsten. Ich hatte gefühlt kaum noch einen heilen Knochen in meinem Körper“, führt der Wehrführer der FF Bad Kleinen aus. Diagnostiziert wurden eine Unterarm- und eine Sprunggelenksfraktur sowie eine Beckentrümmerfraktur und ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Auch die Milz musste entfernt werden.
Dass er aus dem Feuerwehrfahrzeug mit
Schere und Spreizer befreit werden musste und zur Notversorgung in ein
nahegelegenes Krankenhaus gebracht wurde, bekam er nicht mehr mit. „Das
erstes Mal erlangte ich das Bewusstsein einen Tag nach dem Unfall in
einem Hubschrauber, als ich in das Unfallkrankenhaus nach Hamburg
gebracht wurde.“
Zu Hause im Krankenhaus
„Das Unfallkrankenhaus Hamburg
wurde für die nächsten 23 Wochen mein neues Zuhause“, erzählt Lehmann.
Zu den schweren körperlichen Verletzungen kamen auch noch andere
Sorgen. Grund dafür war, dass die Ärzte nicht sagen konnten, ob er je
wieder wird gehen können. Die Aussicht, für immer im Rollstuhl zu
sitzen, war für den damals 20-jährigen, sportlich sehr aktiven jungen
Mann, kaum vorstellbar und nicht einfach zu verkraften. Deshalb erhielt
er in seinem Krankenzimmer regelmäßig Besuch von einem Psychologen, mit
dem er zunächst gar nicht sprechen wollte. Holger Lehmann beschreibt
die erste Kontaktaufnahme so: „Der Psychologe kam an mein Bett und legte
mir eine Zeitung so hin, dass ich darin lesen sollte. Ich war völlig in
mich gekehrt und hatte kein Interesse zu lesen. Nach einiger Zeit kam
er wieder und blätterte die Zeitung um.“ So wurde das Eis gebrochen und
der Psychologe konnte ihn langsam aufbauen. Als dann die Hoffnung
wuchs, wieder gehen zu können, wurde es immer besser. Bei späteren
Spaziergängen über die Krankenhausflure und Begegnungen mit
Rollstuhlfahrern wurde ihm klar, welches Glück er hatte.
Die Behandlung
im Unfallkrankenhaus empfand Holger Lehmann als sehr professionell. Das
Zusammenspiel aller Fachabteilungen hat bestens geklappt. „Alle waren
stets über meinen aktuellen Genesungszustand und den weiteren
Behandlungsplan im Bilde. Das hat mir viel Vertrauen gegeben“, schildert
er. Auf kleinste Störungen im Heilverfahren konnte sofort reagiert
werden.
Die Reha war wichtig
Kurze Zeit nach seinem stationären
Aufenthalt im BG-Krankenhaus Hamburg schloss sich eine neunwöchige
Reha-Maßnahme an, die wohnortnah durchgeführt werden konnte. Alles in
allem war es eine lange Zeit intensiver Behandlungen, die sich am Ende
aber ausgezahlt haben. Ein Gesundheitszustand wie vor dem Unfall konnte
nicht ganz erreicht werden. „Wenn ich mir meine schweren Verletzungen
vor Augen führe, kann ich mit meinem jetzigen gesundheitlichen Zustand
sehr zufrieden sein. Ich bin froh, dass ich heute kaum noch Schmerzen
habe. Eine Fußhebeschwäche bereitet mir aktuell noch die größten
Sorgen“, resümiert Lehmann. Diese wurde gerade mit einer Karbonschiene
versorgt. Auch eine gewisse Wetterfühligkeit an den Frakturstellen und
an den Narben macht sich noch bemerkbar.
Die Feuerwehr-Unfallkasse war
schon am Krankenbett dabei
Schon während des Krankenhausaufenthaltes
wurde Bekanntschaft mit der gesetzlichen Unfallversicherung gemacht. Es
galt sicherzustellen, dass im häuslichen und beruflichen Umfeld alles
vorbereitet ist, so dass es nach der medizinischen Reha gleich
weitergehen konnte. Die Mitarbeiter der zuständigen HFUK Nord kümmerten
sich von Anfang an intensiv. „Zum Zeitpunkt des Unfalles hatte ich noch
das letzte Jahr meiner 3 ½-jährigen Ausbildung zum Heizungs- und
Lüftungsbauer zu absolvieren. Das wollte ich unbedingt zu Ende bringen,
weil ich diesen Abschluss in der Tasche haben wollte“, macht Holger
Lehmann deutlich. Schnell stand nach dem Unfall jedoch fest, dass ein
Arbeiten in diesem Beruf nicht mehr möglich sein wird. Die Ausbildung
wurde dennoch abgeschlossen. Die FUK organisierte die Aufnahme im
Berufsförderungswerk Hamburg, um herauszufinden, welche
Umschulungsmaßnahme geeignet wäre. „Meine erste Wahl fiel auf eine
Tätigkeit als Leitstellendisponent. Dieser Traum platzte bald, weil ich
dazu für ein halbes Jahr als Rettungssanitäter ausgebildet werden
musste. Das war mit meinen Verletzungsfolgen nicht möglich. Dann kam
der Vorschlag, eine Verwaltungsausbildung zu machen. Ein
Schreibtischjob kam für mich jedoch nicht in Frage“, berichtet Lehmann.
Schließlich ließ er sich dann doch noch überzeugen. Heute ist er Leiter
des Amtsbauhofes und hat damit wieder eine Verbindung zum Handwerk,
seinem ursprünglichen Berufswunsch.
Feuerwehrdienst nach den
Verletzungen?
Die freiwillige Feuerwehr ist nach wie vor
ein Bestandteil
seines Lebens. Bei den schweren Verletzungen, die Holger Lehmann
erlitten hat, ist es kaum vorstellbar, dass er nicht nur Wehrführer,
sondern auch Atemschutzgeräteträger ist. „Regelmäßiger Sport ist
Grundvoraussetzung, dass ich meine Aufgaben in der Wehr erfüllen kann.
Sport
war schon immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, auch vor dem
Unfall. Aber so wie früher geht das nicht mehr. Auch sportlich musste
ich mich umorientieren“, erklärt er. In seinem Heimatort gibt es ein
Sport- und Gesundheitszentrum. Dort fühlt er sich bestens aufgehoben.
„Ich hoffe, dass ich mich mit Hilfe des Sports noch lange für meinen
Feuerwehrdienst fit halten kann. Das liegt mir sehr am
Herzen“, blickt Holger Lehmann in die Zukunft.
Von der Hanseatischen
Feuerwehr-Unfallkasse erhält er eine Verletztenrente einschließlich
Mehrleistungen.
„Natürlich habe ich auch schon vor meinem Unfall von der Feuerwehr-Unfallkasse gehört, ‘ne Versicherung eben. Doch nun steht die FUK mir schon seit 23 Jahren zur Seite. Wenn ich bei der FUK anrufe, fragt keiner nach dem Aktenzeichen, mein Name reicht. Egal welches Anliegen ich habe, ich finde immer ein offenes Ohr“, fasst Holger Lehmann zusammen.
Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord (HFUK Nord)
Kontakt und Ansprechpersonen
Email: info@hfuk-nord.de
Zentrale Postadresse: Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord
Bertha-von-Suttner-Straße 5
19061 Schwerin
Institutionskennzeichen: 121 390 059