28.09.2021
Stolper-, Rutsch- und Sturzunfälle, kurz S-R-S, sind die häufigste Unfallursache im Feuerwehrdienst. Dabei ereignet sich auch eine große Anzahl von Unfällen auf dem Weg zu Fuß vom Parkplatz des Privat-PKW bzw. Fahrradstellplatz ins Feuerwehrhaus und somit auf Flächen, die der Gemeinde gehören und auf die Einfluss genommen werden kann. Dieser Artikel soll Probleme ungeeigneter Parkplatz- und Alarmwege-Oberflächen am Feuerwehrhaus verdeutlichen und Möglichkeiten tritt- und fahrsicherer Flächen aufzeigen.
Stolper-, Rutsch- und Sturzunfälle, kurz S-R-S, sind die häufigste Unfallursache im Feuerwehrdienst. Dabei ereignet sich auch eine große Anzahl von Unfällen auf dem Weg zu Fuß vom Parkplatz des Privat-PKW bzw. Fahrradstellplatz ins Feuerwehrhaus und somit auf Flächen, die der Gemeinde gehören und auf die Einfluss genommen werden kann. Besonders unfallträchtig sind hier Schotterflächen und Flächen mit Rasengittersteinen. Dieser Artikel soll Probleme ungeeigneter Parkplatz- und Alarmwege-Oberflächen am Feuerwehrhaus verdeutlichen und Möglichkeiten tritt- und fahrsicherer Flächen aufzeigen.
642 Unfälle mit Beteiligung der Füße und Beine gab es 2019 alleine im Geschäftsgebiet der HFUK Nord. Das macht 38 % der gesamten Unfälle aus und beinhaltet nur die Primärverletzungen der unteren Gliedmaßen. Sekundärverletzungen können zusätzlich an den Händen entstehen, z.B. beim Abfangen eines Sturzes. Diese Zahlen verdeutlichen, welchen Stellenwert die SRS-Unfälle im Unfallgeschehen haben.
Viele Unfälle ereignen sich an unübersichtlichen und unebenen Einsatzstellen. Stolpern z.B. über Äste bei einem Sturmeinsatz oder Schläuche beim Brandeinsatz gehören dabei zu den Hauptursachen. Aber auch die Unfallschilderung „Auf dem Weg vom Privat-PKW ins Feuerwehrhaus ausge-rutscht/umgeknickt“ findet sich immer wieder in den Unfallanzeigen. Hier kommen zwei Aspekte zusammen: Zum einen die unzureichende Beschaffenheit des Untergrundes am Feuerwehrhaus und zum anderen oftmals unzureichendes Schuhwerk der Einsatzkräfte.
Auf das private Schuhwerk der Einsatzkräfte kann durch Unterweisung und Überzeugungsarbeit eingewirkt werden. Befestigte und sichere Laufwege liegen jedoch im Zuständigkeits- und Verantwortungsbereich der Städte und Gemeinden als Trägerinnen der Feuerwehren. Die häufigsten Gefahrenquellen und unfallbegünstigenden Umstände für SRS-Unfälle zwischen Parkplatz / Stellplatz und Feuerwehrhaus und deren Folgen sind:
Neben den genannten Gefahrenquellen kommt im Winter hinzu, dass sich in den Senken Eis auf Pfützen bilden kann, was die Rutschgefahr noch einmal erheblich steigert.
Anforderungen an tritt- und fahrsichere Flächen
Gemäß
UVV Feuerwehren § 12 ist der Unternehmer oder die Unternehmerin dafür
verantwortlich, „dass bauliche Anlagen so eingerichtet sind und
betrieben werden, dass insbesondere unter Einsatzbedingungen
Gefährdungen von Feuerwehrangehörigen vermieden werden sowie
Feuerwehreinrichtungen und persönliche Schutzausrüstung sicher
untergebracht, bewegt oder entnommen werden können.“
Konkretisiert wird die Forderung durch die Arbeitsstättenrichtlinie ASR A 1.8 Verkehrswege:
„Verkehrswege müssen so angelegt und bemessen sein, dass sie je nach
ihrem Bestimmungszweck leicht und sicher begangen oder befahren werden
können.“
„Verkehrswege müssen eine ebene und trittsichere Oberfläche
aufweisen, um Gefährdungen durch z.B. Stolpern, Umstürzen oder
Wegrutschen zu vermeiden. Einbauten, z.B. Schachtabdeckungen, Roste,
Abläufe, sind bündig in die Verkehrswege einzupassen.“
Nun werden Rasengittersteine und Schotter-/Kiesflächen zwar nicht
explizit als ungenügende Oberfläche genannt, die bisher geschehenen
Unfälle lassen jedoch den Schluss zu, dass die Verwendung dieser
Materialien ungeeignet ist.
Problem der Risikowahrnehmung
In Gesprächen mit
verantwortlichen Gemeindevertretungen und Wehrführungen kristallisiert
sich immer wieder heraus, dass die Risikowahrnehmung hinsichtlich der
Unfälle auf unbefestigten Flächen anders ist als die reale Gefahr.
Häufig herrscht die Meinung vor, dass Unfälle auf unbefestigten Flächen
am Feuerwehrhaus selten sind. Und schon gar nicht gibt es sie in der
eigenen Wehr.
Die Realität sieht anders aus. SRS-Unfälle kommen sehr wohl recht
häufig vor. Und die entstehenden Kosten können, neben dem körperlichen
Leid durch Schmerzen und gegebenenfalls längerfristigem Ausfall,
ebenfalls hoch sein. Der Grund liegt darin, dass neben den reinen
direkten Behandlungskosten unter Umständen auch Operationen,
Lohnersatzzahlungen, Mehrleistungen, Reha-Behandlungen etc. zu leisten
sind. War der Unfall schwerwiegend und erwachsen aus den Unfällen
Rentenansprüche, so sind die Leistungen über Jahre weiter zu gewähren.
Das sind dann doch erhebliche Folgen – vom persönlichen Leid der
Betroffenen einmal abgesehen. Umknickunfälle führen zudem nicht selten
zu Schwächungen des Bandapparats, was spätere Unfälle begünstigt. Hier
können weitere Kosten für dauerhaft zu tragende Bandagen oder spezielles
Schuhwerk hinzukommen. Schließlich gehen die Unfallkosten zu Lasten
aller Städte und Gemeinden, die ihre Beiträge an die
Feuerwehr-Unfallkassen zu zahlen haben. Alle Städte und Gemeinden
sollten daher ein großes Interesse daran haben, die Park- und
Laufflächen rund um ihre Feuerwehrhäuser gut in Schuss sowie tritt- und
fahrsicher zu halten.
Was ist zu tun?
Auf die Gegebenheiten an der
Einsatzstelle hat die Feuerwehr nur bedingt Einflussmöglichkeiten. Hier
ist schon viel getan, wenn die Einsatzstelle gut ausgeleuchtet ist, nach
Stolperstellen Ausschau gehalten und vor ihnen gewarnt wird,
Feuerwehrsicherheitsschuhwerk getragen wird und gegebenenfalls Schläuche
so verlegt werden, dass sie kaum Stolperstellen bilden.
Einfluss kann die Gemeinde oder Stadt jedoch auf die Gegebenheiten am
Feuerwehrhaus nehmen. Neben einer ausreichenden und blendfreien
Beleuchtung ist es hier vor allem wichtig, Park- und Laufflächen
trittsicher und eben zu gestalten. Als Trittsicher gelten Flächen aus
z.B. Betonpflaster oder Asphalt. Diese Flächen lassen sich im Winter
auch gut räumen.
Auch diese Materialien unterliegen einem Alterungs- und
Veränderungsprozess und müssen regelmäßig hinsichtlich auftretender
Stolperstellen überprüft werden.
Werden regelmäßig auf dem Weg zwischen PKW und Feuerwehrhaus Abkürzungen über z.B. Grünflächen genommen, muss man sich grundsätzlich die Frage stellen, ob die bisherigen Laufwege optimal angelegt sind. Sind die Laufwege gut gelegen und einzelne Einsatzkräfte nehmen dennoch Abkürzungen, müssen die Feuerwehrangehörigen unterwiesen werden oder es muss gegebenenfalls ein Zaun gezogen werden.
Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord (HFUK Nord)
Kontakt und Ansprechpersonen
Email: info@hfuk-nord.de
Zentrale Postadresse: Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord
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