Einsatzstellenhygiene: Der Dreck bleibt draußen!

11.02.2016

Die Diskussionen über Krebs und Krankheiten, die durch den Feuerwehrdienst ausgelöst oder begünstigt werden könnten, werden verstärkt in der Feuerwehr geführt. Damit rücken auch Hygienemaßnahmen an der Einsatzstelle und innerhalb der Feuerwehren wieder mehr in den Fokus.

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Foto: Rüdiger Gaertner

Einsatzstellenhygiene und Kontaminationsverschleppung bei der Feuerwehr
Die Diskussionen über Krebs und Krankheiten, die durch den Feuerwehrdienst ausgelöst oder begünstigt werden könnten, werden verstärkt in der Feuerwehr geführt. Damit rücken auch Hygienemaßnahmen an der Einsatzstelle und innerhalb der Feuerwehren wieder mehr in den Fokus. Sie dienen dem Schutz der Einsatzkräfte, aber auch dem Schutz vor Verschleppung von Schadstoffen und Kontaminationen in den Privatbereich.

Dieser Artikel soll auf die Gefahren durch Kontamination mit Schadstoffen hinweisen und praktische Lösungsvorschläge liefern.

Die Feuerwehren kommen im Einsatzdienst bei Bränden, der technischen Hilfe sowie bei Gefahrguteinsätzen mit vielen verschiedenen Gefahrstoffen in Berührung. Die Form der Gefahrstoffe beginnt bei Feststoffen wie z.B. Pulver über Flüssigkeiten, hin zu Dämpfen und Rauch. Die Schädigungen können hierbei von kurzzeitigem Hustenreiz, Schwindel und Übelkeit, bis hin zu langfristigen und chronischen Erkrankungen, Lungen- und Nervenschädigungen oder sogar Krebserkrankungen reichen. Nicht immer sind die Schadstoffe gleich erkennbar oder die Gefahr wird schlichtweg unterschätzt.

Die Aufnahme von Schadstoffen in den Körper kann durch beispielsweise Einatmen, Verschlucken, durch Verletzungen oder über die Haut erfolgen. Entsprechend dem vorliegenden Schadstoff und der Aufnahmemöglichkeit des Stoffes durch den Menschen sind dementsprechend Schutzmaßnahmen zu treffen. Die Unfallverhütungsvorschriften sowie staatliches Arbeitsschutzrecht fordern, dass die Kontamination von Feuerwehrangehörigen durch geeignete Schutzmaßnahmen zu vermeiden ist.

Vor dem Einsatz
Der Schutz vor Kontamination beginnt bei der Planung von Einsatzhandlungen, also schon vor dem Einsatz. Feuerwehrangehörige müssen durch Schulungen in die Gefahren für ihre Gesundheit unterwiesen und die Feuerwehren mit geeignetem Material für die zu erwartenden Einsätze ausgerüstet sein. Das erfordert z.B. eine entsprechend abgestimmte und geeignete Schutzkleidung. Um den Kontakt der Feuerwehrangehörigen mit Schadstoffen zu verhindern, müssen neben der Grundausstattung wie Helm, Handschuhe, Schutzanzug und Stiefel, weitere PSA und Einsatzmittel vorhanden sein, wie z.B. Atemschutz(geräte), spezielle Handschuhe, Schutzanzüge wie Einmalanzüge, aber auch Behälter für das Aufnehmen, Sammeln und Lagern kontaminierter Kleidung und Gegenstände. Auch muss ein Augenmerk bei der Beschaffung darauf gelegt werden, ob und wie diese Gegenstände wieder gereinigt werden können.

Im Einsatz
An der Einsatzstelle hängt zunächst viel von der Erkundung, den vorhandenen Informationen über Gefahrstoffe sowie die Fahrzeugaufstellung und Ordnung des Raumes ab. Absperrbereiche sind zeitnah einzurichten und Sicherheitsabstände einzuhalten. Geräte und Personen erst gar nicht zu kontaminieren, ist der beste Schutz. Werden Schadstoffe an der Einsatzstelle vermutet oder sind bekannt, müssen Schutzmaßnahmen getroffen werden. Sind die genauen Stoffe und die Konzentration noch nicht bekannt, muss zunächst die höchste Gefahr angenommen werden.

Folgende Grundsätze gelten zudem:

  • Informationen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung sowie Einsatzplanung einholen. Informationen, die derzeit nicht vorliegen, müssen beschafft werden.
  • Reduzierung von Personal auf das Notwendige.
  • Expositions- und Einsatzzeiten beschränken.
  • Schutzkleidung an der Einsatzstelle grob reinigen.
  • Ablegen kontaminierter Schutzkleidung.
  • Vorhalten von Ersatzkleidung.
  • Ggf. Ausklopfen der PSA -> hier ggf. Schutzkleidung tragen und Windrichtung beachten bzw. ausnutzen.
  • Nicht mit kontaminierter PSA ins Feuerwehrfahrzeug steigen -> dies zieht eine erste Kontaminationsverschleppung nach sich.
  • Hygieneboard verwenden.
  • Auch bei „kalten“ Einsatzstellen muss mit Schadstoffen gerechnet werden, daher geeigneten Atemschutz tragen.
  • Es müssen Säcke oder andere Behälter für die Lagerung und den Transport der PSA vorhanden sein. Diese müssen gekennzeichnet werden, damit der Transporteur oder die Wäscherei wissen, wie sie damit umzugehen haben.
  • Transport von kontaminierten Gegenständen ggf. mit einem gesonderten Fahrzeug durchführen lassen.
  • Stiefel sind an der Einsatzstelle grob zu säubern und im Feuerwehrhaus mittels Stiefelwäsche zu reinigen.
  • An der Einsatzstelle wird nicht geraucht.
  • Gerade bei langen oder schweren Einsätzen ist die Aufnahme von Essen und Getränken wichtig. Jedoch muss hier besonders aufgepasst werden. Die Essensausgabe muss in einem sicheren Bereich liegen, der auch bei Änderung der Windrichtung nicht gefährdet ist.
  • Die Lebensmittel müssen vor Schadstoffen geschützt werden.
  • Die Einsatzkräfte müssen sich Hände und Gesicht waschen sowie ggf. desinfizieren.
  • In Kantinen und Sozialräume wird nicht mit kontaminierter PSA gegangen.
  • Nach Möglichkeit soll mit Geschirr und nicht den bloßen Händen gegessen werden.
Unter Umständen muss kontaminierte PSA direkt an der Einsatzstelle abgelegt und separat abtransportiert werden. (Foto: Rüdiger Gaertner)zoom
Unter Umständen muss kontaminierte PSA direkt an der Einsatzstelle abgelegt und separat abtransportiert werden. (Foto: Rüdiger Gaertner)

Nach dem Einsatz
Auch nach dem Einsatz muss ein Augenmerk auf mögliche Kontamination gerichtet sein. Die Gerätschaften können kontaminiert sein – angefangen beim Fahrzeug, bis hin zum Stromerzeuger, Werkzeugen, Schläuchen oder Strahlrohr. Diese Geräte müssen gereinigt werden. Personal, welches vielleicht nicht mit im Einsatz war, die Geräte aber reinigt, muss über die Verschmutzung informiert werden. Unter Umständen müssen Geräte oder PSA einer gesonderten Reinigung oder Entsorgung zugeführt werden.

Duschen müssen vorhanden und am besten mit einem Vorraum ausgestattet sein, in dem kontaminierte Kleidung abgelegt werden kann. Nach dem Duschen Hautschutzmittel verwenden. Sparsam mit Desinfektionsmitteln umgehen, da diese auf den natürlichen Schutzfilm der Haut negativ einwirken und bei unsachgemäßem Gebrauch auch zu Schäden führen können.

Im Feuerwehrhaus
Im Feuerwehrhaus muss auf eine Schwarz-Weiß-Trennung geachtet werden. Das beginnt schon beim Bau des Feuerwehrhauses und soll bei Umbauten von Feuerwehrhäusern nach Möglichkeit ebenso beachtet werden. Die Schutzkleidung muss von der Fahrzeughalle und den Dieselabgasen getrennt sein. Ebenso ist eine Trennung von privater und dienstlicher Kleidung empfohlen. Eine Lagerung von PSA zu Hause begünstigt die Kontaminationsverschleppung. Kontaminierte Schutzkleidung darf nicht in der privaten Waschmaschine gewaschen werden. Auf die Waschzyklen ist zu achten. Die Kleidung muss einer fachgerechten Reinigung zugeführt werden.

In vielen Feuerwehrhäusern schützt mittlerweile eine Abgasabsaugung an den Feuerwehrfahrzeugen dafür, dass keine giftigen Dieselmotorenemissionen in die Luft gelangen. Umso mehr wundert es die Aufsichtsdienste der Feuerwehr-Unfallkassen, dass bei Besichtigungen immer mal wieder festgestellt werden muss, dass diese teuren und aufwändigen Anlagen nicht genutzt werden bzw. nicht richtig funktionieren. Der Schutz vor Kontaminationen im Feuerwehrdienst fängt jedoch genau hier an!

Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord (HFUK Nord)

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